Montag, 3. Januar 2011

Rund um Kapstadt

Wir werden wach und unser erster Blick gilt dem Tafelberg: wieder in den Wolken, wieder nicht zu sehen und zu besuchen. Trotzdem fahren wir um 8 h ab und entlang der Küste nach Hout Bay. Bei einem Fotostopp unterwegs weht es einen fast um, so kräftig ist der Wind. Um 9 h sind wir im Township von Hout Bay zur “Besichtigung” verabredet. Mr. “Africa”, ein junger Mann und Bewohner des Townships führt uns. Seine 5-jährige Tochter geht in die auf der gegenüberliegenden Talseite gelegene Montessori-Schule. Deutsche sind auch dahin gezogen und so findet sie auch ihre Freunde außerhalb des Townships (korrekt heißt das heute “Suburb”). Das Township ist 1991 für 2.500 Leute konzipiert worden, tatsächlich wohnen heute 30.000 Leute dort. In den Wellblechhütten leben vor allen Dingen die “Illegalen”, die aus ganz Afrika kommen und sich dort Arbeit und ein besseres Leben versprechen. Wir gehen durch die Wellblechsiedlung und an einer Tür klopft er an. Wir dürfen das “Haus” besichtigen. Eine Familie mit mindestens zwei kleinen Kindern lebt hier auf engstem Raum, aber es ist sehr sauber und TV, Mikrowelle und Tiefkühlschrank fehlen auch hier nicht. Das Schlimmste ist wohl, keine Arbeit zu haben und den ganzen Tag ohne vernünftige Beschäftigung zu verbringen. Zwar gibt der nahe Hafen einigen Arbeit, aber weil die Verhältnisse relativ günstig sind und das nahe Krankenhaus auch HIV-Patienten versorgt, ist der Zustrom auch sehr groß. Mr. “Afrika” schätzt die Zahl der HIV-Infizierten im Township auf 30 %. Sie werden unterstützt von Rotary, Lions und einer irischen Organisation. Auffällig das größere Haus auf dem Gelände. Es gehört dem “Chief” - so nennt Mr. Afrika den Besitzer. Wo der das Geld her hat weiß er nicht oder will es nicht wissen. Später sagt er der “Chief” habe etwas mit Politik zu tun. Das Thema Korruption ist allgegenwärtig und wird von jedem bestätigt. Sie wollen offiziell 16 ha zusätzliches Land haben, um sich ausdehnen zu können. Aber die Weißen auf der  gegenüber liegenden Talseite kämpfen mit allen Mitteln dagegen. Ende offen!
Wir fahren weiter zum Cape Point. Der Wind bläst mit unverminderter Stärke. Trotzdem gehen wir zu Fuß die letzte Steigung bis zum Leuchtturm. Der Wind fegt einen fast um. Nach einer kurzen Mittagspause stellt Angel allen frei, die Wanderung vom Cape Point zum Cape of Good Hope mitzumachen. Helma und ich wollen wandern. Nach 5 Minuten fegt der Wind Helma einen halben Meter tief von einer Treppe, genau mit dem Rücken auf einen Stein. Wir brechen ab und humpeln wieder nach oben, zusammen mit Bernd, der ebenfalls aufgibt. Oben entschließen wir uns dann, dem Bus entgegen zu gehen, der schon zum Cape of Good Hope gefahren ist und uns ja abholen muss. Über die Landstrasse marschieren wir so zwei Kilometer und drei Krankenwagen kommen uns entgegen und fahren zum Leuchtturm. Vielleicht hat der Sturm da mehr angerichtet. Es ist nicht kalt, aber der Sturm macht einen fertig und erst jetzt kann man ermessen, was die Seefahrer bei der Umrundung des Kaps erlebt haben müssen. Der Bus nimmt uns wieder auf, wir fahren an der Ostküste der Halbinsel zurück Richtung Kapstadt. Zunächst bis Simon`s Town, wo wir noch die Kolonie der Brillenpinguine besuchen und einen Kaffee trinken bevor wir um 16h zurück nach Kapstadt fahren. Von weitem sehen wir schon den Rauch vom Signal Hill, wo es brennt und die Hubschrauber schon zum Löschen im Einsatz sind. Der Tafelberg ist - oh Wunder - wolkenlos. Aber heute ist keine Auffahrt mehr möglich. Morgen soll das Wetter schlechter werden und wenn der Wind nicht nachlässt, fährt die Gondelbahn sowieso nicht. Wir werden uns also mit dem Anblick von unten begnügen müssen. Heute Abend ist Abschiedsessen, Angel hat noch Sekt und will mit uns vorher noch an einem schönen Ort einen Abschiedsschluck nehmen.
Township

Mr Africa

Strand am Cape Point


Leuchtturm am Cape

Putzige Gesellen


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